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El Clan

El Clan

ES/AR, 2015, 110 min, DF, R: Pablo Trapero, D: Antonia Bengoechea, Gastón Cocchiarale, Guillermo Francella, Stefanía Koessl, Peter Lanzani, u.a. 


Mit der Verfilmung eines im Argentinien der Achtzigerjahre berüchtigten Kriminalfalls liefert Pablo Trapero seinen bislang besten Film ab. Immer wieder erinnert der True-Crime-Thriller in seiner Machart an das Kino von Martin Scorsese, ohne jemals nicht ganz unverkennbar zu sein: Der unfassbare Kriminalfall wird verwoben mit dem Psychogramm einer vermeintlich normalen argentinischen Familie. Guillermo Francella ist fabelhaft in der Rolle des Patriarchen.

Eindringlicher Real-Crime-Thriller über eine freundliche Familie, die hinter der Fassade spießiger Gutbürgerlichkeit einem blutigen Handwerk nachgeht.

Unbändige Wut über die sozialen Missstände in Argentinien war stets das Kennzeichen der ungeschminkten Filme von Pablo Trapero, ob er nun in "Löwenkäfig" einer schwangeren Frau in einen unmenschlichen Frauenknast folgte oder Engagierte in "Die verborgene Stadt" in einem höllischen Slum scheitern ließ. Die gerechte Wut, das Feuer spürt man auch in jeder Einstellung von "Der Clan", aber erstmals kanalisiert der 43-jährige Argentinier seinen Zorn in einen Genrefilm - ein Genrefilm, der auf einem realen Kriminalfall aus dem Argentinien der frühen Achtziger fußt, wohlgemerkt. So souverän ist Trapero hier im Umgang seiner filmischen Mittel, dem eleganten Springen zwischen verschiedenen Zeitebenen und der Verschmelzung von Bildern und präzise ausgewählter Rockmusik, dass man sofort an Scorsese denken muss. Vor allem "Hexenkessel" und "GoodFellas" standen Pate für die Umsetzung dieser aberwitzigen Geschichte einer gut bürgerlichen Familie und ihres eiskalten Patriarchen, die die Beziehungen des populären Sohnes, ein gefeierter Spieler der Rugby-Nationalmannschaft, nutzt, um reiche Mitmenschen auszuspionieren, zu entführen, immense Lösegelder einzufordern und die Entführten danach erbarmungslos zu ermorden. Brillant balanciert Trapero die disparaten Elemente, Krimigeschichte auf der einen, Porträt einer Familie auf der anderen Seite, und erhöht die Spannung, wenn sich zunehmend Fehler einschleichen und der Familienverbund ins Wanken gerät, während unten im Keller Menschen um ihr Leben flehen. All das für sich wäre packend genug, zumal der eigentlich für seine Komödienarbeit bekannte Guillermo Francello ("In ihren Augen") als freundliches Monster von nebenan absolut furchterregend ist, aber Trapero gelingt noch ein politischer Überbau: Er verschränkt die Horrorgeschichte der Familie Puccio mit der Geschichte eines Landes, das den Schrecken der Junta-Diktatur ablegen will, aber doch gefangen bleibt in den menschenverachtenden Strukturen und Denkweisen. Kein Wunder, dass die unbändige Wut des Filmemachers ungebrochen ist: Nur hat er sie noch nie so vorzüglich artikuliert wie hier. ts.

Quelle: Blickpunkt:Film

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